Giordano Bruno im Kontext der sowjetischen Ideologie
1. Die Übersetzungen auf russische Sprache
In der sowjetische Epoche der russischen Geschichte (1917-1991) hat man die meisten Bruno’s Werken übersetzt. Das sind die folgende: “Über die Ursache, das Prinzip und das Eine“, „Vom Unendlichen, dem All und den Welten“, „Der Leuchter“, „Die heroische Leidenschaften“[4]. Die Veröffentlichung von diesen Werken wurde von umfangreichen Kommentarien begleitet. Spaeter erschienen Monographien: in 50-er Jahre 2, in 60-er - 3, in 70-er Jahre - wieder 2[5]. Deshalb kann man sagen, das die meisten Bücher in der sowjetische Zeit enstanden und entsprechenderweise geprägt sind. Einige Besonderheiten solcher Prägung darzustellen ist die Aufgabe dieses Artikels.
2. Bruno-Gestalt in 1930-er Jahre
Vor allem ist es das teleologische Verstehen der Kultur insgesamt und Philosophie insbesonders: proletarische Kultur ist gesetznotwendige Folge des Wissensvorrats, die im vorherige Zeit von der Menschheit erarbeitet wurde[6]. Das bedeutete u.a. spezifische Art von methodologischen Presentismus: die Züge der gegenwärtigen proletarischen Kultur, Philosophie und Ideologie wurden in verschiedenen vorherigen Theorien gesucht und absolutisiert, um historische Kontinuität zu unterstreichen. Alle andere Strömungen waren und sind ein Fehler oder Irrtum. Weiter, im Rahmen der Kultur der Bourgeosie wurde die ganze Geschichte der Philosophie als die Geschichte des Idealismus gedeutet und diese Lage soll man ändern[7]. Endlich, die wesentliche Entfernung einer Theorie in der Zeit spielt keine grosse Rolle. Umgekehrt, es kann so sein, dass die Werke, die in der Zeit von der Gegenwart wesentlich entfernt sind, mehr von Wert im künstlerischen oder philosophischen Hinsicht sind, als die Werke, die vor kurzem entstanden[8]
a) Bruno als Naturwissenschaftler und Religionskritiker
Bemerkenswert ist vor allem die Auswahl des Werkes. Die Ideologie des Aufbau der neuen Welt - wie jede Ideologie - vermutete eigene Universalität und Unbegrenzheit. Die Anziehungskraft der neuen Gesellschaft und Unerschöpfheit ihrer Ressourcen machte jede Aktion bei der Beherrschung neuer Raum möglich. Man kann Neuland in Sibirien bearbeiten, in Weltall fliegen, Befreiungskriege in Europa und Asien führen usw. – das wichtigste bestand darin, dass es keine unüberwindende Grenzen gab. Die Überwindung von Raum und Zeit – das war die wichtigste soziale Aufgabe und deshalb erscheint jetzt die Unendlichkeit als positiver Begriff. Ausgehend aus solchen Umständen, kann man vermuten, dass die Auswahl von dieser Bruno-Werk teilweise ideologisch bedingt war.
Bruno erscheint hier, erstens, als „Absturzer der mittelalterlicher Weltanschauung“, als „Naturwissenschaftler-Astronom“, der gegen kirchlicher Autoritäten, Papstum, mittelalterlicher Scholastik auftritt[10]. Die philosophischen Ansichten Bruno’s bezeihnen die Autoren durch eine verschwommene Charakteristik: “am meisten wissenschaftliche Philosophie“[11].
Die Lehre Bruno’s vom der Zweiheit der Wahrheit, Koexistenz von Philosophie und Glaube, Wissenschaft und Religion schätzt man nur als „gezwungener Kompromiss“ ein. In diesem Sinn warnen die Kommentatoren vor falschen Eindrücken: wenn Bruno von Glaube, Hoffnung und Liebe als Bedingungen für die Rettung der Seele spricht, so sind das auch „gezwungene Antworten“ vor der Inquisition. Die Gutachter zugunsten Bruno sind G.-F. Hegel und F. Engels. Umgekehrt, wurden scharf solche Autoren, wie A.Ril und L.Olschki kritisiert. Man versucht materialistische Kern in Bruno’s Konzeption entdecken und in dieser Richtung gerieten auch Sozial-demokraten unter Feuer der Kritik:“ …die sozial-demokratische Philosophiehistoriker ahmen auch die Brunophilosophie als reinen Idealismus nach“[12].
Zweitens, man unterstreicht, dass Bruno lehnt die blinde Glaube an Autorität und Bräuche der katholischen Kirche ab. Bruno scheint einen lustigen Religionskritiker sein:
“Bruno kritisiert und lacht die christliche Lehre von göttlichen Providenz aus“, „Bruno lacht auch christlichen Dogmat vom Gottessohn Christus aus, …lacht Mythos von Trinität, die Lehre der Kirche, dass Christus gleichzeitig Gott und Mensch ist, aus“[13]. Die Aufgabe, religiöse Weltanschauung in breiten Massen in der Sowjetunion zu überwinden, führte zu solchen geradelinigen Interpretationen Bruno’s Persönlichkeit[14]. Offizielle ideologische Einstellung nach, Bruno konnte nicht religiös sein und wenn er etwas in seinem Lehre zulässt, so sind das nur taktische Kniffe.
Im ganzen kann man sagen, dass in 30-er Jahre in der sowjetische philosophische Literatur erscheint Bruno als ein materialistischer Naturwissenschaftler, der antireligiös gerichtet war. Dieses Bild unterscheidet sich auffallend von der vorsowjetischen Vorstellungen, wo Bruno nur als ein „Prediger des Mormonismus“ oder ein „Sänger der Allsterniger Liebe und heroisches Entzückens“ auftrat[15].
b) Bruno als „Representant“ oder von der Schwache des Einzelnen
Dazu kann man auch einige Berührungspunkte mit der naturwissenschaftlichen Einstellungen finden, wo jede einzelne Erscheinung unter bestimmte Regel oder Gesetz geführt werden muss, um verständlich und erklärt zu sein[17]. Als Beispiel kann man hier die bekannte Diskussion zwischen „Mechanisten“ und „Dialektikern“ in 1924-1929 anführen. Dabei behaupteten die „Mechanisten“, dass man für die Philosophie und Naturwissemschaft keine andere Denkart als mechanistische geben kann[18].
Schliesslich half auch Bruno selbst mit seiner Idee vom Verhältniss des Minimums und Maximums: das Kleine enthält sich im Grossen, das Grosse befindet sich im kleinen. Nach dem Verlauf des XX Jh. kann man schon behaupten, dass es eine der führenden Ideen der Ideologie des Totalitarismus, mindestens sowjetischen Totalitarismus, ist. Wenn man an weitverbreitete Aussage in sowjetischen Massenbewusstsein erinnert: „Puschkin ist unser alles“, „wir sagen Lenin-vestehen darunter Partei“ (W.Majakowskij), Stalin als „weisser Vater“[19], so sind das Beispiele der Verwandlung der harmlosen philosophischen Thesen des 16 Jh. in erschreckend-trübe ideologische Clichee des XX Jhs.
Deshalb findet man im Kommentars folgende Charakteristiken: „Die Philosophie von Bruno ist keine einzelne Erscheinung. Sie gehört zu den grössten naturphilosophischen Systemen der Italiener im Zeitalter der Renaissanse“[20]. Bruno ist auch der „Ideologe der kommenden Bourgeosie“[21] usw.
In diesem Sinn kann man vermuten, dass solche Zusammenfallen einigen naturwissenschaftichen, soziologischen und philosophischen Einstellungen aufgrund der Ideologie in 20-30-er Jahre in der UdSSR einen starken Einfluss auf die philosophiegeschichtliche Interpretationen ausübte.
3. Bruno in der sowjetischen philosophischen Literatur in 40-50–er Jahren
a) Bruno als Atheist
„Geschichte der Philosophie“ (1957) sehen, wo man behauptet:“…er (Bruno-S.W) hat nur die Wahrheit der Wissenschaft anerkannt, hielt 2-Wahrheiten-Theorie für unakzeptabel“[22]. Vestärkt unterstreicht man Bruno’s Atheismus: “Seine materialistische Sichtweisen und das Auftreten gegen die mittelalterliche Scholastik und die Kirchenfürsten gingen in eine Predigt des Atheismus über“[23]. E.Egerman in Vorwort zum Werk „Die heroische Leidenschaften“ (in der russischen Übersetzung „Vom heroischen Enthusiasmus“) spricht vom „militanten Katholizismus“[24].
Eine weitere Besonderheit in solchen Interpretationen besteht in verstärkten Vergegenwärtigung Bruno:“Bis in die heutige Zeit kämpfen die reaktionären idealistischen Philosophen-Idealisten und die Fürste der katholischen Kirche mit Bruno als mit einem lebendigen Feind“[25].
A.H. Gorfunkel, einer der tiefsten sowjetischer Forscher Bruno’s Nachlasses, hat später Bruno „der ewige Zeitgenosse“[26] genannt.
Das entspricht dem bekanntesten Schlagwort aus der sowjetischen Ideologie:“Lenin ist auch jetzt lebendiger als alle lebende!“(W.Majkowskij). Lenin war tot, Lenin lag in Mausoleum und jeder Besucher des Mausoleums konnte das bestätigen - aber trotzdem war Lenin – sowjetischer Ideologie nach, lebendig, lebendig im Superlativ, was eine neue Qualität der Existenz bedeutete[27]. Man kann hier auch an die interessanteste Figur der russischen Philosophie der XIX Jahrhunderts N.F.Fjodorow und seine Idee der Wiederentstehung aller Gestorbenen erinnern[28].
So war auch die Situation mit Bruno: er wurde verbrannt, ist aber lebendig geblieben, lebendig für „progressive Leute“, aber auch für Feinde. Und gerade die letzte bestätigen seine Lebendigkeit, als „lebendiger Feind“. In solchen Behauptungen fallen, m.E., russische philosophische und sowjetische ideologische Traditionen zusammen.
b) Sowjetische ideologische Hermeneutik
Das Ausdruck „in Wirklichkeit“ ist das Abbild des Glaubens an Zuversichtlichkeit der Welt, Standfestigkeit des Welt-und Gesellschaftsbildes. Der Subjekt solcher Aussage ist an seinen eigenen erkenntnistheoretischen und ideologischen Positionen sicher, er kann die soziale Realität erläutern und „echtes“ Sinn (Wesen) der Ereignissen klären. Die Kommentare zu Bruno’s Werken in 50-60-er Jahre sind gerade in diese Tendenz „in Wirklichkeit“ gebaut.
Hermeneutische Einstellung erscheint sich vor allem in der spezifische dualistischeTermonologie: es gibt bei Bruno eine „Hülle“ und „echtes Wesen“. „Die materialistische und atheistische Weltanschauung Bruno’s war in eine pantheistische Hülle eingesteckt“, „Unter Hülle des Aristotelismus tritt hier Bruno’s materialistische Erkenntnistheorie hervor“[30]. „Die Hülle“ war eine Folge der Unentwickeltheit der Naturwissenschaft in damalige Zeit und Unmöglichkeit Bruno’s, etwas experimentell zu beweisen.
Als zweites kann man Farbendualsmus nennen. In der Analyse und Darstellung des geschichtsphilosophischen Prozesses gab es nur zwei Farben-schwarz und weiss. Im Vorwort zum Werk „Vom heroischen Leidenschaften“ (Moskau, 1953) sprach man vom „Finsternis der katholischen Obskurantismus“, dass „…Bruno Sophisten-Aristoteliken, Theologen, Mönchen, Astrologen, Reaktionäre aller Aerten angegriffen hat und sie aus dunklen Kloster-und Universitätsdeckungen ans Licht gezerrt hat“[31]. Hier ist der Sichtbarkeitsmoment wichtig: wie im Zeitalter der Renaissance Sehvermögen eine der wichtigsten Kulturdominanten wurde, so wurde auch jetzt diese Eigenschaft des hellen Lichts und – als Folge – die Sichtbarkeit eine wesentliche Charakteristik des sozialen Lebens, Ideologie und Wissenschaft. Diese Eigenschaft bildete der Berührungspunkt dieser drei Sphären[32].
Die Sichtbarkeit als Durchsichtigkeit ist eine Bedingung des sozialen Lebens. Gleichzeitig ist es ein Kriterium der politischen Legitimation (verschiedene politische Säuberungen). Verschiedene Beispiele kann man in politische Rhetorik (übliche Redewendungen bei der öffentlichen Versammlungen: “wie wir, Genosse, sehen…“ oder bekannte Behandlungsweise in der Gulag: Forderung an die politische Häftlinge „in die Auge zu sehen!“ usw.) finden, in Baukunst und Malerei[33].
Andere Pole der Sichbarkeit – eine Menge von funktionalen Augen, die alles beobachten. Diese Menge ist hierarchisch strukturiert – von Mega-Auge (Ausdruck von A.Nedel), das im Form von Zentralkomitee der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (oder KGB) bis kleinen Augen im Form der Parteikomiteen verschiedenen Niveaus oder anderen Instanzen auftraten. Richtig (durch)sehen und selbst durchsichtig zu sein war die Bedingung des persönlichen Überlebens.
In solchen kultur-ideologischen Kontext ist Bruno auch wie ein Auge und gleichzeitig ein Scheinwerfer, der mit Hilfe kritischen Beleuchtung irgendwelche unvernünftige Erscheinungen einfach vernichtet. Das Problem des Vor-Urteils, das später von J.Habermas und H.-G. Gadamer diskutiert wurde, stand schon am Tagesordnung schon damals und wurde eindeutig gelöst – Kritik vom Standpunkt der Vernunft bedeutet Licht, Licht bedeutete Vernichtung der Vor-Urteilen. Also, Kritik plus Lachen plus Licht - das war Paradigma des siegreichen Umgangs mit ideologischen und philosophischen Gegner. Und man hat Bruno im Rahmen dieser Paradigma betrachtet.
4. Bruno in der sowjetische Literatur 60-90-er Jahre
Weiter unterstreicht man Bruno‘s Antiautorität und Antidogmatismus. N.W.Motroschilowa in ihrem merkwürdigen Skizze, die im 70-er Jahren geschrierben, aber nur 1991 veröffentlicht wurde, schrieb von Bruno: „Er war Antidogmatiker, … ihm war katholische und protestantische Dogmatismus zuwider“, sein Leben war „ Drama des Zweikampfes des hervorragendes Denkers mit herrschende Gesindel“[35]. Man vergleicht ihn mit Plato - beide waren Philosophen, Dichter, beide hatten unruhiges Leben usw. Bruno tritt hier schon als eine romantische Figur, Non-Konformist („anti-massen Mensch“ – N.W.Motroschilowa), als selbständige Persönlichkeit mit hohen Selbsteinschätzung aus.
Gleichzeitig sind einige Züge aus vorherigen Zeiten geblieben. Wie früher, ist Bruno ein Held, aber nicht nur als ein antireligiöser Kämpfer, sondern als Mensch, der seinem Leben opfern kann. N.W. Motroschilowa beschreibt persönliche Eigenschaften Bruno’s folgenderweise: “die Leidenschaft der intellektuellen Forschung, Fähigkeit und Wunsch mit seinem Leben um gepredigte Ideen und Idealen willen zu riskieren, Interesse an politische und ideologische Diskussionen“[36].
A.Gorfunkel entwickelt diese Idee der aktiven Opferbereitschaft und macht folgende Worte Bruno’s aus der Arbeit „Vom heroischen Leidenschaften“ als Epigraph zu seinem Buch:“ Sicherlich, denn ein würdiger und heroischer Tod ist besser, als ein unwürdiger und feiger Triumph“[37]. Diese Linie verschwindet auch in späteren Kommentars nicht: z.B., im Lehrbuch „Philosophie“ (Rostow am Don, 1999) unterstreicht man, dass eine der wichtigsten Ideen Bruno’s die Unvermeidlichkeit des persönliches Todes war, aber beim Abwarten des Todes soll man nicht müssig sein, man soll sich zum Zustand des heroischen Enthusiasmus streben[38].
Statt Schlussfolgerung.
1. Man sieht in der „sowjetisierten“ Geschichte der
Philosophie einen streng ideologisierten Gestalt Bruno: er ist materialistischer Naturwissenschaftler, Atheist, ein Neuerer. Dieses Bild unterscheidet sich wesentlich von vor-und postsowjetischen geschichtsphilosophischen Interpretationen.
2. Man kann immer wieder Motiv der ideologischer
„Wahlverwandschaft“ und, als Folge, ständiger Vergegenwärtigung Bruno bemerken. Diese, in anderen Fällen ganz normale, Vergegenwärtigung passiert oft in Paradigma des Heldentums - geht die Rede von Bruno, von Sokrat oder von N.G. Tschernyschewskij. Bruno ist immer ein sowjetischer Held in besonderen geschichtlichen Umständen. Diese romantische ideologische Interpretation stört in der postsowjetsiche Zeit andere interessante inhaltliche Momente in früheren Kommentars wahrzunehmen und ruft antiromantische (oft pragmatische) Richtung in der heutigen geschichtsphilosophischen Interpretationen hervor. Das bedeutet, unter anderem, dass die russische philosophische Öffentlichkeit im 21 Jahrhundert vor der riesige Aufgabe der kritischen Umarbeitung der sowjetischen (und auch ausländischen) philosophischen Nachlasses steht. Diese Umarbeitung braucht neue Übersetzungen, neue Kommentars und neue Autoren. Das letzte Jahrzehnt zeigt deutlich, dass dieser Prozess geht schon schnell voran.
postsowjetischen philosophischen Bewusstsein hinweisen, die sich aus der sowjetischen geistigen Nachlasses ergeben. Die Abneigung gegen den sowjetischer ideologischen Teleologismus in der Interpretation der Geschichte und Kultur macht jetzt die Wahrnehmung der Konzeptionen, wo die Rede von zielgerichteten Prozessen geht, schwierig. Das bedeutet, z.B., wesentliche Schwierigkeit bei der Akzeptierung der Postulaten von höchsten Gut und Glück, besonders wenn die letzte einen kollektiven (sozialen) Charakter haben. In diese Richtung kann man vermuten, dass, z.B., einige solche Aspekten der Philosophie von E. Bloch keinen grossen Resonanz finden werden.
4. Es wurde 1996 in Sankt-Petersburg eine neue Version der Geschichte der Philosophie veröffentlicht - „Die westliche Philosophie von Ursprungen bis unsere Tage“. Die italienische Autoren G. Reale und D. Amtiseri behaupten, dass es komisch ist, aus Bruno einen Vorgänger der gegenwärtigen Gelehrten zu machen, seine Lehre eine Synthese von Neoplatonismus, Hermetismus und Magie ist[39]. Das Abenteuer Bruno auf russischem Boden geht weiter…
[1] Галич А.И. История философских систем. Кн.1. СПб. 1818.
[2] Грот Н.Я. Джордано Бруно и пантеизм. Одесса.1885.; Антоновский Ю.М. Джордано Бруно. Его жизнь и философская деятельность. СПб. 1892.
[3] Бруно Д. Изгнание торжествующего зверя. СПб., 1914. Interessant ist das Unterschied bei der Übersetzung des Titels: im russischen gibt es zwei Wörter – das Tier und eigentlich Bestie. Das erste Wort klingt neutraler und man hat ihn für den Titel des Buches gewählt.
[4] Бруно Д. О причине, начале и Едином. М., 1934.; Бруно Д. О бесконечности, Вселенной и мирах. М., 1936.; Бруно Д. Неаполитанская улица(Подсвечник). М., 1940.; Бруно Д. Диалоги. М., 1949.; Джордано Бруно и инквизиция // Вопросы истории религии и атеизма. Вып.1. М., 1950.
Die letzte Arbeit von Bruno, die in der letzte Zeit in Russland veröffentlicht wurde, ist wieder „Vertreibung der triumphierenden Bestie“ (Samara, 1997) als genaue Kopie von der Auflage von 1914. Was die Genauigkeit der Uebersetzung betrifft, so kann man einige Unterschiede in der deutschen und russischen Versionen bemerken: die Arbeit „Die heroische Leidenschaften“ klingt auf russisch „Vom heroischen Enthusiasmus“. Es gibt auch einige andere kleine Unterschiede ( „Der Leuchter“ hat noch ein Titel - „Die neapolitanische Strasse“, im russische Variante des Titels „Über die Ursache, das Prinzip und das Eine“ statt „Prinzip“ steht „Anfang“). Ich erwähne solche Details, weil m.E., die Theorie und Praxis der Übersetzung ein wichtiger Teil der Geschichte der Philosophie ist – besonders, wenn eine philosophische Konzeption und Hauptwerke von einen grossen Philosophen in eine Fremdsprache dargelegt ist. Deshalb entsteht solche Situation, wann die wichtigsten philosophischen Begriffe von konkreten kultur-geschichtlichen und ideologischen Umständen geprägt sind und eine bestimmte (bewusste oder unbewusste) Interpretation bekommen. Und wenn die Geschichte und Kultur eines bestimmten Landes in einige Zeitperioden von Zerrissenheit der kulturellen und philosophischen Traditionen sich charakterisieren, so kann man auch dasselbe von der Geschichte der Philosophie sagen: die Hauptpersonen der Weltphilosophie ziehen - nach Wille der Interpretatoren - neue Masken an und dann scheint eine erkenntnis-ideologische Verfremdung als eine Erneuerung aus. Aber das bedeutet für die kommende neue Zeit die Anforderung der verstaerkten Reflexion und diese Artikel befindet sich im Rahmen solcher Bewegung.
[5] Als Beispiel nenne ich einige von ihnen: Рожицын В.С. Джордано Бруно и инквизиция. М., 1955.; Ивлиев В.А. Философские взгляды Бруно. Красноярск, 1963.; Горфункель А.Х. Джордано Бруно. М., 1973.
[6] Луппол И. Проблема культурного наследства // Под знаменем марксизма. 1935. %u2116 4. С. 64. Ich habe diese Artikel aus vielen anderen gewählt, weil sie scheint mir am meisten typisch für die Charakteristik der damaligen ideologischer Einstellungen. Zur Merkmale der ideologischen Teleologismus soll man noch sein Universalismus hinzugügen. Boris Groys hat diesen Umstand so beschrieben:“Die Rolle der sowjetischen materialistischen Dialektik bestand… darin, durch den Vorwurf der Einseitigkeit alle vorhandenen und möglich „privaten“ Standpunkte zu beseitigen und der vorbehaltlosen Annahme der Parteiinstruktionen den Weg zu bahnen“/ Groys B. Die sowjetische ideologische Praxis // Groys B. Die Erfindung Russlands. München., Wien. 1995. S.87.
[7] Луппол И. Проблема культурного наследства... С. 59.
[8] Ibid. С. 68. Diese Einstellungen wurden in der traurig bekannten Diskussion am 16-25.06. 1947 im Institut für Philosophie der Akademie der Wissenschaften der UdSSR (Moskau) weiterentwickelt. In seiner Rede hat Sekräter des ZK der KpdSU A.A. Schdanow, der wieder von der depersonalisierte Klassenanalyse der Geschichte der Philosophie, einlineare richtige (d.h. materialistische) Entwicklungsweg, von Fruchtlosigkeit des Idealismus usw. sprach. Sieh: Философия не кончается. Из истории отечественной философии. ХХ век. 1920-50-е годы. М., 1998. С. 111-117. Hier muss man unterstreichen, das es noch das zweite Band gibt, wo die Geschichte der Philosophie inder Sowjetunion in 1960-80-er Jahre interessant und objektiv dargestellt ist. Sieh: Философия не кончается. Из истории отечественной философии. ХХ век. 1960-80-е годы. М., 1998.
[9] Вандек В., Тимоско В. Вступительная статья // Бруно Д. О бесконечности, Вселенной и мирах. М., 1936.С. 4-42.
[10] Ibid. C. 5,7. [11] Ibid. C. 40. [12] Ibid. C.41.[13] Ibid. S.15-16. Vom Rolle des Lachens in der sowjetischen Kultur sieh: Паперный В. Культура два. М., 1996. S.166-169.
[14] M.A. Dynnik im Vorwort zum Werk „Vom Ursache, Prinzip und Eine“ sprach direkt, dass die Veröffentlichung Bruno’s Werke sehr wichtig für dieantireligiöse Kampf ist / Дынник М.А. Предисловие // Бруно Д. О причине, начале и Едином. М., 1934. С. 42.
[15] Sieh: Веселовский А.Н. Джордано Бруно. Биографический очерк (1871) // Бруно Д. Избранное. Самара. 2000. С. 31.; Золотарев А. Вступительная статья (1914) // Бруно Д. Изгнание торжествующего зверя. Самара. 1997. С. 9.
[16] Der berühmte sowjeitsche Dichter Wladimir Majakowskij in seinem programmatischen Poem “Wladimir Iljitsch Lenin“ schrieb begeistert: „Die Eins ist Unsinn, die Eins ist Null“ // Маяковский В.В. Соч. в 2-х т. Т. 2. Поэмы, пьесы, проза. М.. 1988. С. 262. N.O. Losskij, der weitbekannte Historiker der russischen Philosophie (1870-1965), nach 1922 im Exil, hat in seine „Geschichte der russsichen Philosophie“(1951) im Kapitel “Der dialektischen Materialismus in der UdSSR“ von der „Hass zur lebendiger individuelle Persönlichkeit“ geschrieben. Sieh: Лосский Н.О. История русской философии. М., 1994. С. 404.
[17] Diese „Vernaturwissenschaftlichung“ des sozialen Erkenntnisses, wenn man so sagen kann, wirkte auch in den folgenden Jahrzehnten und teilweise aus diesem Umstand - als Reaktion - kann man grosse Interesse in der UdSSR an die Hermeneutik Anfang 80-er Jahren und später erklären.
[18] Siehe: Философия не кончается… Из истории отечественной философии. ХХ век. 1920-50-е годы. М., 1998. С.91-99.
[19] W.L. Glasytschew erklärt die Tradition des feindliches Verhältnis zur Ort (Nivellierung aller kulturellen und historischen Ortsbesonderheiten, Ortslosigkeit als Tradition der sowjetischen Gesellschaft usw.) und schreibt von eine „mentale Karte der Sowjetunion“, wo es nur ein Ort war: Stalin’s Kabinett im Kreml und „alles anderes ist eine Mehrheit von „Atomen“ oder leibnizschen „Monaden“,
jede von deren Möglichkeit nach strebt zur Wiederspiegelung Moskau’s Merkmalen“ / Глазычев В.Л. Дух места // Освобождение духа. М., 1991. С. 144.
[20] Вандек В., Тимоско В. Вступительная статья… C.19.
[21] Ibid. C. 7.
[22] История философии. M., 1957. Том.1. С. 331.
[23] Ibid. C. 338.
[24] Егерман Э. Предисловие // Бруно Д. О героическом энтузиазме. M., 1953. С. 6. In russische politische Rethorik seit 1922 war das Ausdruck von W.I.Lenin „der militante Materialismus“ üblich. Wenn Materialismus militant ist, so ist das Folge von militante Positionen seiner Gegner. Deshalb im Rahmen der sowjetischen Ideologie konnte Katholizismus selbstverständlich nur „militant“ sein. Weiter kritisiert Egerman scharf die vatikanische Zeitung „Osservatore Romano“ für ihre Behauptung, das Bruno kein Vorgänger der gegenwärtiger wissenschaftlicher Gedanke ist. Als Autorität in dieser Kritik tritt P. Togliatti auf.
[26] Горфункель А.Х. Джордано Бруно. M.,1973. С. 156.
[27] Ursula Justus meint, dass schon Anfang 30-er Jahren passierte ein Übergang von Kult der lebendigen Lenin zum Kult des gestorbenen Lenin’s. Sieh: Юстас У. Вторая смерть Ленина: функции плача в период перехода от культа Ленина к культу Сталина // Cоцреалистический канон. СПБ, 2000. С.926-952.
Aber wir sprechen nicht von aktuellen ideologischen Änderungen, sondern von der Abhängigkeit der geschichtsphilosophischen Forschungen von der Ideologie und hier sind viele ideologische Standarten geblieben. Deshalb kann man eine bestimmte Asymmetrie zwischen aktuellen ideologischen Praxis und geschichtsphilosophischen Prozessen (und dort benutzten Interpretationsmuster) festzustellen.
[28] Sieh, z.B.: Hagemeister M. Nikolai Fedorov. Studien zu Leben, Werk und Wirkung. München,1989.
[29] Russische originale Ausdrücke: “как бы“ und „на самом деле“. Von Gebrauchkontexten solcher Ausdrücken sieh: Руднев В.П. Словарь культуры ХХ века. M., 1997. С. 123 -125.
[30] История философии. М., 1957. С. 332, 337. In dieser Art der Hermeneutik hat man aktiv geologische und archeologische Terminologie benutzt. So hat I. Luppol in oben zitierten Artikel geschrieben, dass die Kulturerbe deckt eine Reihe von Aufschichtungen auf, dass die konkret-historische Betrachtung imstande ist, seltene Edelsteine und kostbare Jungfernmetalle entdecken, die von einem „Kulturschicht“ verschüttet sind, der in Wirklichkeit nur Abfälle und Müll bedeutet // Луппол И. Проблема культурного наследства… С. 51.
[31] Егерман Э. Предисловие // Бруно Д. О героическом энтузиазме. M., 1953. С. 9-10.
[32] Das Licht ist sakralisierende Eigenschaft von allen Symbolen und sozialen Erscheinungen: man sprach von Licht der Leninschen Fahnen, Ideen von Oktober 1917, Völkerfreundschaft usw. // Толковый словарь языка Совдепии. СПБ., 1998. С. 536.
[33] Sieh: Морозов А.И. Конец утопии: Из истории искусства в СССР 1930-х годов. М., 1995.
[34] Кузнецов Б.Г. Разум и бытие. M.,1972. С. 88. Auch in späteren Lehbücher, besonders in 1990-er Jahre, kann man das bemerken. Im Buch „ Die Welt der Philosophie. Ein Lesebuch“ gibt es ein Auszug aus der Arbeit Bruno „Die Geheimnisse von Pegasus“, wo die Rede von der Verwandlung der Schlange in einen Mensch ist (wenn die Schlange einen Kopf, Hände und Beine hätte, so würde sie sich wie ein Mensch verhalten) // Мир философии. Книга для чтения. М., 1991. С. 11. Hier gibt es schon keine ideologische Kommentars.
[35] Мотрошилова Н.В. Жизнь и идеи Джордано Бруно // Мотрошилова Н.В. Рождение и развитие философских идей. Историко-философские очерки и портреты. М., 1991. С. 263, 264.
[36] Ibid.C. 252.
[37] Горфункель А.Х. Джордано Бруно… С.5.
[38] Философия. Ростов-на-Дону. 1999. С. 59.
[39] Реале Г.. Амтисери Д. Западная философия от истоков до наших дней. T. 3. Новое время. СПБ., 1996. С. 19.